15 Jahre „Insha’Allah“ - eine Feinheit der Arabischen Sprache
Michael Themel, Weltkärntner aus Villach in Dubai, beschäftigt bei der Dubai Electricity and Water Authority
Das Jahr 2006, ein Klassiker – für mich zumindest: Eine jener Besprechungen, die - heute würde man sagen - „life changing“ waren. Damals fiel mir nur ein: „Wieso und warum soll ich jetzt in die Vereinigten Arabischen Emirate gehen?” Zum Glück durfte ich das machen!
Dies war mir damals noch nicht so bewusst, aber heute.
Wenn einer eine Reise macht….
Wenn einer eine Reise macht, dann kann er was erzählen. Wenn einer auswandert, will er manchmal gar nicht alles erzählen, was er so erlebt hat…..
Der Mittlere Osten hat bei mir in Ras Al Khaimah, dem nördlichsten der sieben Emirate, seinen Anfang genommen. Für all jene, die jemals einen billigen Dubai-Badeaufenthalt gebucht haben, wissen genau, wo das liegt, nämlich nicht in Dubai – sondern ca. 80 km nördlich davon.
Im Jahr 2006 war das aufregendste Erlebnis in diesem eher traditionellen Emirat wohl die Tatsache, dass alle 14 Tage die Regale im einzigen großen Supermarkt neu organisiert wurden.
In den Jahren 2008 und 2009, in denen die Emirate und im speziellen Dubai vom internationalen Börsencrash mächtig ins Taumeln gestoßen wurden und fast stürzen ließen, hatte unsere Firma das Glück, einen mächtigen Auftrag aus Saudi Arabien an Land zu ziehen.
Im Gegensatz zu fast allen anderen mir bekannten Unternehmen in den Emiraten, die ums pure Überleben kämpften, konnten wir fast nicht schnell genug wachsen.
In den folgenden hektischen Jahren führten mich meine Reisen durch den Jemen, Oman, Saudi Arabien, Qatar, Bahrain und Kuwait.
Die Menschen, die ich dort traf, lehrten mich in dieser Zeit die unterschiedlichen Finessen der arabischen Kultur, Kulinarik und Sprache zu schätzen und zu achten. Im Iran lernte ich auch, dass der Persische Golf und der Arabische Golf ein und dasselbe Meer sind, aber dann doch wieder ganz etwas anderes darstellen. Je nachdem, von welchem Strand aus man auf das Meer blickt.
„So Gott will“ – eine Phrase mit unterschiedlichen Bedeutungen
Eine dieser Finessen rankt sich um die arabische Phrase „Insha’ Allah“ frei übersetzt „So Gott will“. Sie wird im alltäglichen Leben dutzende Male verwendet, um eine Entscheidung oder Antwort in dem jeweiligen Zusammenhang zu bekräftigen.
Tja, und da liegt wohl „das Kamel begraben“. Holistisch betrachtet, gibt es für Einsteiger drei Anhaltspunkte in der Bedeutung, die ich im Folgenden beschreiben will - mit einer Vielzahl von Schattierungen, die den Raum dazwischen befüllen.
Wird hier in Dubai ein Handwerker beim Verlassen des Hauses gefragt, ob er denn wieder zurück zur Arbeit kommen würde und er antwortet mit zugewandtem Rücken „Insha’Allah“, dann ist es Zeit, sich darauf einzustellen, dass die Baustelle vorübergehend oder endgültig eingestellt wird.
Werden bei einem Geschäftsabschluss mit einem Geschäftspartner die Hände geschüttelt, sich alles Gute für die Zukunft gewünscht, eine gute Zusammenarbeit versprochen und dies mit einem gleichzeitigem „Insha’Allah“ bekräftigt, dann darf man davon ausgehen, dass dies auch so gemeint ist.
Hat man hingegen in seinem Familienumfeld und Freundeskreis ein Problem, oder braucht man Hilfe und wird diese Unterstützung mit einem „Insha’Allah“ zugesagt, dann wird nur Gott in der Lage sein, es zu verhindern. Und bei Gott - an welchen wir auch immer glauben mögen - wird wirklich alles unternommen, um zu helfen.
Sollte jemand Parallelen zum Kärntnerischen ziehen wollen, der sollte beim nächsten Mal die Ohren spitzen, wenn der Handwerker sagt: „Jo eh klor, des moch ma schon noch”. Und von diesen „Parallelen“ gibt es noch einige mehr.
Faszinierender Sternenhimmel in der Wüste
So, genug geschrieben - ich fahr´ jetzt mit der Familie für eine Nacht hinaus in die Wüste, schaue in einen faszinierenden Sternenhimmel und lasse den Lärm, die Hektik und die Lichter von Dubai – für eine kurze Zeit zumindest - hinter mir. Weil woanders ist es immer „faszinierend anders“ und da möchte man doch hin, wo es doch zu Hause auch schön ist.
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