„Mit Netzwerken Nachhaltiges Bauen und Wohnen aktiv gestalten“

Montag, 09.09.2024

David Jacob Huber, Weltkärntner in Bremen

Vor etwas mehr als 42 Jahren begann ich in Spittal an der Drau meine erste Ausbildung. Ich erlernte den Beruf des Einzelhandelskaufmannes in einem Spittaler Traditionsbetrieb. Bei uns gab es alles zu kaufen, was man so bekommen konnte, vom Küchenmixer über den E-Herd, die Waschmaschine, das Moped bis hin zu den wirklich großen Landmaschinen. Es gab nichts, was es bei uns nicht gab. Ich lernte, welchen Spaß es machen kann, Kunden kennenzulernen und ihre Bedürfnisse zufriedenzustellen. 

Schon damals interessierte ich mich sehr für Themen wie Nachhaltigkeit und technischer Fortschritt. Natürlich hatte ich mit 16 Jahren mein erstes Moped und mit 18 mein erstes Auto. Und es zog mich immer wieder hinaus in die Fremde. Erst war es Südtirol. Ein für mich faszinierendes Land. Hier habe ich mich intensiv mit der Geschichte des ersten Weltkrieges beschäftigt, der gerade in den Dolomiten mit manchmal echt absurden Methoden geführt wurde und dessen Spuren man bis heute deutlich erkennen kann. Die Zeit, die ich in Bozen verbringen durfte, war für mich sehr spannend und vielleicht auch die Grundlage für meinen weiteren Lebenslauf. 

Mit Netzwerkaufbau früh begonnen 

Denn bald schon ging es für mich weiter in die Ferne, genauer gesagt in die Freie und Hansestadt Bremen, wo ich zunächst für eine internationale Spedition arbeiten durfte. Durch meine Tätigkeit im Bereich Schwerlast- und Sondertransporte baute ich mein Netzwerk in Richtung „Erneuerbare Energien“ und vor allem in die Windindustrie auf. Spannend für mich waren aber insbesondere die Netzwerke, die das „Warum“ für diese Industrie lieferten. Bald schon war ich mit Größen aus Wissenschaft und Forschung vernetzt. 

„Wie werden wir in Zukunft Wohnen ohne das Klima zu belasten?“

Prof. Dr. Dr. h.c. Ernst Ulrich Freiherr von Weizsäcker, Dr. Peter Hettenbach, Franz Alt, Volker Angres und viele andere waren Menschen, mit denen ich kommunizieren und mich austauschen und von ihnen lernen durfte. Dann gab es eine Veranstaltung des IKOWO e.V. in Hamburg, die mein Wirken veränderte. Ich war zu diesem Zeitpunkt im Vorstand des gemeinnützigen Vereines, der sich um die Klimaschutzagenda 20-20-20 kümmerte und die „Energiekarawane“, die es heute noch gibt, auf den Weg gebracht hat. Mit dieser Veranstaltung unter dem Titel „Wie werden wir in Zukunft Wohnen ohne das Klima zu belasten?“ hat sich mein Denken und vor allem mein Handeln verändert. 

Ich bekam aber die Lust am Mitgestalten, ohne dass ich politisch tätig sein musste. Denn ich war und bin heute noch politisch neutral. Und so war es ein Glück, dass ich 2011 als Geschäftsführer eines Unternehmerverbandes der privaten, mittelständischen, inhabergeführten Immobilienwirtschaft berufen wurde. Mein Netzwerk in Niedersachsen und Bremen wuchs schnell und effektiv. Es war mir eine Freude, dass der Verband innerhalb weniger Jahre gewachsen, und zu einer wichtigen Stimme der Branche geworden ist. 

Bautechniken entwickeln, die effizient und gleichzeitig günstig sind

Mit dem Verband kam aber noch ein weiteres Thema: Bezahlbares Wohnen. Schon 2011, als ich den Verband übernahm, war diese Frage eine wichtige Frage, aber noch nicht so auf dem Schirm der Politik und Verwaltung. Der Wegfall geförderter Wohnungen und damit das sinkende Angebot bezahlbaren Wohnraums war nun mein Focus. Immer wieder unternahm ich Vorstöße im Rahmen der „Konzertierten Aktion“ und des „Bündnis für bezahlbares Wohnen“. 

Aber Theorie ist das eine – die Praxis ist das andere. Deshalb habe ich mich immer wieder mit alternativen Bautechniken, die geeignet sind, die Energieeffizienz zu steigern und die Baukosten zu senken, beschäftigt. Seit rund 2 Jahren arbeite ich nun auch mit einem Unternehmen zusammen, das den Holzrahmenbau in jahrelanger Forschung mit der RWTH Aachen auf ein neues Level gebracht hat, zusammen. Dieses Unternehmen hat es geschafft, eine Bautechnik zu entwickeln, die unglaublich effizient und gleichzeitig sehr günstig ist. 

In Zusammenarbeit mit Industrie und Herstellern haben wir das Haus weiterentwickelt. Ziel ist und war es, ein möglichst technikfreies Haus mit einem hohen Selbstversorgungsgrad zu entwickeln, das bezahlbar ist. Heute sind wir in der Lage, ein hochgradig energieautarkes Haus schlüsselfertig für rund 3.000 Euro/Quadratmeter (ab Bodenplatte) herzustellen. 

Aber damit nicht genug. Das Haus sollte auch den Nachhaltigkeitsrichtlinien entsprechen. Und das tut es auch. Der Verbrauch an grauer Energie liegt deutlich unter vergleichbaren Häusern und kann im Fall des Falles im Rückbau nahezu spurlos entfernt werden. Die Bauteile sind so konzipiert, dass sie bei der Demontage zerstörungsfrei entnommen und an anderer Stelle zu einem neuen Gebäude konzipiert werden können (Prinzip Cradle to Cradle). 

Die Produktion ist so konzipiert, dass sie dezentral erfolgen kann. Wir haben kein Interesse daran, das Haus an unserem Standort in Würselen in NRW zu produzieren und es dann über viele Kilometer als Sondertransporte durch die Gegend zu karren. Wir gehen den Weg der regionalen Produktion und suchen uns Partner vor Ort, die die Produktion nach unseren Vorgaben und mit unserer Technik übernehmen. So bleibt die Wertschöpfung in der Region und sichert Arbeitsplätze vor Ort. Und fördert so nebenbei auch noch den Umwelt- und Klimaschutz. 

Mein Traum ist es, so ein Haus in meiner Heimat Kärnten entstehen zu lassen und dort den Beweis anzutreten, dass es möglich ist, mit einer sehr einfachen Technik gesund und komfortabel zu bauen und zu wohnen. Gerade in Kärnten, wo der Holzbau noch eine wichtige Rolle spielt, wäre das ein wertvoller Input und ein echter Fortschritt. 

Fotos ©️ David Jacob Huber
 

files/images/news/105/66deb89a4dfc4Foto-2.jpeg
files/images/news/105/66deb89a4dfc4Foto-2.jpeg

Ähnliche Beiträge: