Statt „ungesunder Skepsis“ Freude an der Innovation zeigen
Ich bin also dankbar für die Technologien die uns heute, oftmals kostenlos, zur Verfügung stehen. Dankbar für die Pioniere, Wissenschaftler und insbesondere Unternehmer, die diese Technologien entwickelt und sie uns in die Hände gelegt haben, um unser Leben in der Krise tagtäglich zu verbessern. Dies spreche ich extra aus diesem Grunde an, weil ich meine, dass wir in Österreich und in Europa allgemein eine ungesunde Skepsis gegenüber den neuen Technologien entwickelt haben.
Nach drei Jahren in den USA, stelle ich vor allem diesen Punkt als einen entscheidenden Unterschied zwischen der österreichisch-europäisichen und der amerikanischen Kultur fest: Die amerikanische Industrie strebt kontinuierlich nach technologischem Fortschritt, und die Bevölkerung stellt sich diesem positiv gegenüber - freut sich über Innovation. In Europa scheint es uns insbesondere daran zu liegen, den Status Quo zu erhalten, oder sogar unsere Gesellschaft zu einem vergangenen Status Quo ganz nach dem Motto „damals, als alles viel besser war als heute“ zurückzuführen. Interessant und wichtig hierbei ist, dass beide Seiten des Atlantiks von der Richtigkeit ihrer Meinung, und der Gefahr der anderen Einstellung fest und einheitlich überzeugt sind.
Verbesserung der Gesellschaft durch Innovation
Wenn es nun das Ziel ist, den Status Quo zu erhalten, oder nur oberflächlich zu erneuern, dann ist jegliche radikale, technologische Veränderung unerwünscht und zugleich problematisch. Dennoch schafft es die Innovation letztendlich doch in unseren Alltag. Langsam, meist aus den USA importiert, nach viel Skrupel, viel Diskussion, „ob man das überhaupt braucht, ob man das will, ob das nötig ist, ob das unseren Werten entspricht, ob etwas dahinter steckt“.
Wo kommt man denn hin, „was ist wenn“, kommt uns das Smartphone dann doch in die Hand und unser Gesicht in eine Videokonferenz im Internet? Die lange hin-und-her Diskussion, der endlose Skrupel und das unbarmherzige Misstrauen ist hierbei meiner Meinung nach in kleinem Maße verständlich, in der heutigen Entfaltung jedoch eine unnötige, behindernde Entschleunigung des natürlichen innovativen Prozesses, der kreativen Zerstörung — um den österreichischen Ökonomen Joseph Schumpeter zu zitieren. Wir verhindern nicht nur die Verbesserung unserer Gesellschaft durch Innovation, sondern verhindern auch, dass diese Innovation aus Österreich oder zumindest aus Europa kommt, und nicht immer mit dem (virtuellen) Frachtschiff aus den USA.
Offener sein gegenüber neuen Technologien
Ich meine also, dass wir in Europa, in Österreich, in Kärnten, offener gegenüber neuen Technologien sein müssen. Insbesondere, wenn wir der „Geburtsort“ der Technologien von morgen sein wollen.
Das Talent und das Know-How geht nämlich auch dorthin, wo neue Ideen geschätzt und geschöpft werden. Anstatt jahrelang darüber zu diskutieren, ob neue Technologien wie selbstfahrende Autos wohl sicher genug sind und nicht etwa unseren Status Quo bedrohen, sollten wir diskutieren, wie wir diese Technologien sicher nutzen, weiterführen und verbessern können. Es fehlt nicht an den Ressourcen oder den richtigen Leuten. Es fehlt an der richtigen Einstellung und dem Willen, die Fortschritte von morgen schon heute zu realisieren.