Willkommen in Zürich – wo «Dütsch» nicht gleich Deutsch ist
Carmen Köll, WELTKÄRNTNERIN aus Villach, Marketing Strategin in der Grossbank Credit Suisse in Zürich
Als ich 2003 in Madrid zu studieren anfing, traf ich als erstes in meinem Studentenwohnheim einen Schweizer. Ich kann mich an diesen Moment so gut erinnern, denn ich hatte den ersten Eindruck, dass Peter – übersät mit blonden Locken im halblangen Haar – ein Schwede ist. Beim Hinhören ganz nebenbei klang damals das Schweizerische für mich sehr fremd. So ungewohnt war die Wortwahl, obwohl uns doch die deutsche Sprache einte.
«Gumpe» vor lauter Freude
18 Jahre später weiss ich, dass «angefressen» sein für den Zürcher das Gegenteil von dem ist, was wir darunter in Kärnten verstehen. Wir «gumpe» vor lauter Freude und «poschte», nicht wenn die Post abgeht, wir dafür aber den Einkaufswagen schwingen. Ich habe verstanden, dass Urs nicht die Abkürzung von Ursula ist, sondern die männliche Variante das «Natel» abnimmt und wir beim «Füdli» vom werten Hinterteil jedes einzelnen sprechen.
Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt, meine Arbeitskollegen allmorgendlich mit einem «Wie hesches» zu begrüssen und «merci vielmals» statt danke zu sagen.
Laut lachen musste ich, als unsere Tochter nach der KITA das erste Mal «luege» gesagt hat und ich stolz zu meinem Mann laut schrie «look - sie spricht Englisch».
Ich finde es faszinierend, dass es so viele neue Worte und Artikel gibt, die unseren Sprachschatz erweitern: von «das Tram» statt der Strassenbahn, «der Coiffeur» statt des Friseurs, «der Pneu» anstelle des Reifens und «ein Töff» anstelle des Motorrads. Ich gehe «rennen», wenn ich laufen gehe, «schmecke» statt rieche, «töne» statt klinge, «grilliere» statt grille und fahre «Velo» statt Fahrrad.
Eine gute Mischung aus dem Deutsch, das uns länderübergreifend kommunizieren lässt
Mein Gehirn hat alle Schweizer Ausprägungen gespeichert und kaum filtere ich noch den Unterschied zwischen Hochdeutsch, Österreichisch oder «Schwizerdütsch». Es ist für mich eine gute Mischung aus dem Deutsch, das uns länderübergreifend kommunizieren lässt.
Baba und «uf wiederluege mitenand»
Das Deutsch, das mich trotz der Entfernung zur Heimat in Zürich so heimelig fühlen lässt. Vor allem aber das Deutsch, das unserem Kärntnerisch seinen (Frei)Raum gibt, da fast jeder versteht, wenn ich baba statt «uf wiederluege mitenand» sage. Nach 10 Jahren «verstaa ich», spreche aber immer noch kein «Züritüütsch».
Was nicht ist, kann aber noch durchaus werden, oder? Ich bleibe auf jeden Fall dran – mehr dazu beim nächsten Weltkärntner «Apéro».