Der Idee Flügel verleihen

Montag, 06.07.2020

Margit Heissenberger, Geschäftsführerin Verein Weltkärntner

Es war ein schönes Gefühl, nach 25 Jahren als Exilkärntnerin wieder Kärnten als meinen Lebensmittelpunkt zu haben. Nach vielen Jahren in Wien, Brüssel und New York war es ein „Heimkommen“ und „Ankommen“ mit interessanten Herausforderungen; so manches hatte sich geändert und wurde von mir anfangs auch sehr stark so wahrgenommen. Ich hatte mich in all den Jahren zwar immer bemüht, Kontakte nicht abreißen zu lassen und bei längeren Aufenthalten in der Heimat Freunde zu besuchen und - in der Anfangsphase meiner internationalen Arbeit - auch noch Briefe zu schreiben. Mit dem Aufkommen des Internets ergab sich schlagartig eine rasche Verbesserung des Kontakthaltens via Mail, was ich gerne nutzte, um meine Netzwerke nicht zu verlieren. Trotzdem musste ich erkennen, dass es sehr schwer ist, sich über einen so langen Zeitraum Nähe zu bewahren, dort anzuknüpfen, wo man aufgehört hat. 

Networking mit Interesse für die anderen

Wo auch immer ich arbeiten und mitgestalten durfte, fand ich rasch Zugang zu Menschen, die - ähnlich wie ich - Freude am Vernetzen, am Teilen von Interessen und Sehnsucht nach frischem Wind hatten. Meine Arbeitsstationen und Beschäftigungsfelder änderten sich alle 4-5 Jahre; immer wieder musste ich mich neu orientieren. Rasch habe ich erkannt, wie wichtig es ist, offen, ungehemmt, authentisch und locker auf Menschen zuzugehen, emotional offensiv zu bleiben, ohne sich aufzudrängen.

„Make friends when you don´t need them” wurde zu meinem Leitsatz. Heute sage ich: Mein größter Schatz sind meine Freunde weltweit, sie vertrauen mir und ich ihnen.

Kärnten Rückkehr und „Initiative für Kärnten“

Nach meiner Rückkehr hatte sich viel verändert. Alte Netzwerke und Seilschaften gab es nicht mehr; viele waren weggezogen, hatten sich beruflich oder privat verändert. Manche waren bereits in Pension oder hatten sich mit Verpflichtungen familiärer Art jede Möglichkeit von Freizeit bewusst genommen.

Schon fast wieder am Absprung nach Wien fand mich Christoph Kulterer und bot mir an, mich für den Verein „Initiative für Kärnten“ zu engagieren. Ohne lange zu überlegen stimmte ich zu. Die Sehnsucht, Kärnten nahe zu bleiben, war größer als ein gut bezahlter Job in Wien.

In der „Initiative für Kärnten“ entstanden eine Vielzahl an Projekten; man konnte Ideen aus der Zivilgesellschaft aufgreifen und diese rasch und unkompliziert umsetzen. Nach vier Jahren war es möglich, das erfolgreich aufgebaute Pilotprojekt „Back to Carinthia“ in das „Carinthian Welcome Center“ des Landes Kärnten zu integrieren. Auch die Kärntner Kunst- und Kulturstiftung, initiiert durch ein Gründungsmitglied der „Initiative für Kärnten“, Monika Kircher, wurde aus der Taufe gehoben. Ab 2016 wurde auch immer stärker die Idee zur Vernetzung von Kärntnerinnen und Kärntnern in aller Welt ins Auge gefasst. Eine erste Veranstaltung am 27. Dezember 2016 war so erfolgreich, dass man beschloss, diesen Weg fortzusetzen und in einem eigenen großen Projektvorhaben in die Zukunft zu führen.

Der Idee Flügel verleihen“

Es brauchte weitere zwei Jahre, bis die Idee so ausgereift war, dass man einen neuen, eigenen Verein, jenen der „WELTKÄRNTNER“ gründen konnte. Mit dem Input vieler Weltkärntner wurden Ziele, Inhalte, Visionen und Vorhaben formuliert. Ein ehrenamtlich agierender Vereinsvorstand führt die Geschäfte stets bemüht, die Werte des Vereines und den Vereinszweck im Auge zu behalten. Die digitale Plattform dient dazu, die Vernetzungsmöglichkeit für Weltkärntner sicherzustellen und mit neuen Angeboten mitzuwachsen.

Unser Erkennungszeichen ist die Feder eines heimischen Adlers: ein Symbol für ständige Erneuerung, Erweiterung, Elastizität und Schutz. Es sind jene Eigenschaften, die Weltkärntner-Verbundenheit in unserem Netzwerk ausmacht. Unser Adler fliegt hinaus in die Welt, steuert ganz bewusst seine Ziele an, er „mausert sich“, fliegt weiter und weiter. Von Zeit zu Zeit zieht es ihn aber in sein Heimat-Territorium zurück, um zu bleiben oder aber um den Aufwind zu nutzen, der ihn weiterträgt.

Unser Claim „In der Welt zu Hause - in Kärntn daham“ soll vor allem die emotionale Verbundenheit mit der Heimat ausdrücken, soll deutlich machen, dass die Sehnsucht nach der Heimat bleibt, auch wenn Flügel uns forttragen.

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Interview

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